Fintech (2): Wie die Technologie unsere Investments verändert

Die neuen Entwicklungen in der Fintech-Branche haben die persönliche Finanzplanung schon um einiges erleichtert. Fintech-Anwendungen unterstützen bei der Haushaltsbuch-Führung, ermöglichen mobiles Banking von überall und informieren über die Finanzwelt. Sie bieten jedoch auch viele neue Möglichkeiten rund um die eigene Geldanlage.

Geld anlegen, Depots verwalten und Aktien handeln schien vielen Privatanlegern lange Zeit komplex und unzugänglich. Viele neue Entwicklungen aus der Fintech-Branche haben die Anlage des eigenen Vermögens inzwischen aber vereinfacht, mobilisiert und zahlreiche neue Alternativen geschaffen. Das kommt besonders Sparern entgegen, die aufgrund der derzeit niedrigen Zinsen jetzt die Aktienmärkte für sich entdecken.

Mobile Geldanlage: Trading unterwegs

Finanz-Apps haben aus dem Smartphone inzwischen ein direktes Portal zu den Finanzmärkten der Welt gemacht. Zahlreiche Apps ermöglichen es Anlegern, mobil auf ihr Depot zuzugreifen und Orders zu tätigen. So gut wie jeder Online-Broker stellt seinen Kunden inzwischen eine mobile Anwendung zur Verfügung. Mit ihnen lassen sich Depots einsehen und Watchlists mit interessanten Wertpapieren und Kursen erstellen. Inzwischen ist auch der mobile Handel mit Aktien, Anleihen und Fonds zum Teil komplett via App möglich.

Das Angebot reicht aber noch weiter.  Viele Anwendungen ermöglichen inzwischen neben dem Platzieren von Orders den Wertpapier-Vergleich durch detaillierte Charts, sie bieten die Möglichkeit zur Cloud-Synchronisation oder sind sogar für Smartwatches erhältlich. Die Anwendung Robinhood läuft zum Beispiel auf Android Wear. Der Träger der Smartwatch wird so laufend über zuvor ausgewählte Kurse und die Performance des eigenen Portfolios informiert.

Ganz kostenlos sind auch die mobilen Broker allerdings nicht. Wer durch die Anwendungen lediglich sein Depot einsehen und Kurse vergleichen möchte, zahlt meist nichts. Der aktive Handel jedoch kostet in der Regel, wie auch sonst üblich, eine Ordergebühr.

Social Networking für Ihre Finanzen

Fintech-Start-ups haben in den letzten Jahren den Zugang zu den Finanzmärkten einfacher gemacht. Zudem setzen angesichts der aktuell immer noch anhaltenden Niedrigzinsen immer mehr Sparer auf den Aktienhandel. So genannte Sozial-Trading-Plattformen haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Anleger untereinander zu vernetzen. Privatanleger können hier die Kaufentscheidungen und Portfolios andere Anleger einsehen – und diese, wenn sie erfolgversprechend scheinen, kopieren.

Ein Beispiel dafür ist der österreichische Anbieter Wikifolio. Jeder kann hier ein Portfolio veröffentlichen, und anderen Usern Einblick in die von ihm oder ihr getätigten Investitionen geben. Diese können wiederum Geld investieren, indem sie die Entscheidungen besonders erfolgreicher Investoren imitieren. Anleger zahlen dafür eine Performancegebühr, die zur Hälfte an Wikifolio und zur Hälfte an den Trader, der das Portfolio erstellt hat, geht. Ähnlich funktionieren die Social-Trading-Netzwerke eToro und Ayondo.

Die Social-Trading-Plattformen machen den Aktien- und Wertpapierhandel also transparenter und zugänglicher. Dennoch tragen Anleger ein nie ganz vermeidbares Risiko selbst: Die Plattformen sind nicht reguliert, und die Entscheidung, eine bestimmte Anlagestrategie eines anderen Users zu übernehmen, muss jeder individuell selbst tragen, denn die Anlageentscheidung erfolgt letztendlich auf eigene Verantwortung.

Gemeinsam mit anderen in Privatkredite investieren

Die direkte Vernetzung durch die digitale Welt öffnet auch die Tür zu ganz anderen Möglichkeiten. Inzwischen haben diverse Plattformen auch den Markt für Privatkredite reformiert. Anbieter wie auxmoney vermitteln Darlehen zwischen Privatpersonen – Crowdlending lautet der Begriff für diese Art der Kreditvergabe, bei der keine Bank zwischengeschaltet ist. Für Kreditnehmer sollen so günstigere Kredite möglich sein. Wer Geld verleiht hat die Chance auf eine höhere Rendite – allerdings auch ein höheres Risiko. Eine andere Möglichkeit ist das Crowdinvesting. Auf Plattformen wie conda investieren Privatpersonen in junge Unternehmen und Start-Ups. Auch das bietet die Chance auf hohe Rendite, kann je nach Projekt aber auch mit einem entsprechenden Risiko verbunden sein. Das gleiche Prinzip nutzt Exporo, das Crowdinvesting für Immobilienprojekte anbietet. Viele Anleger investieren hier zusammen in Bauprojekte, und erhalten dadurch anschließend Rendite.

Durch diese Form der Anlage haben auch Privatinvestoren mit geringerem Anlagekapital Zugang zu Märkten, die normalerweise hohe Mindestinvestments fordern. Während Privatkredite in den USA schon länger weit verbreitet sind, ist diese Art der Darlehensvergabe in Österreich erst langsam auf dem Vormarsch. Die Zahlen sind jedoch steigend, was für die gesamte Spannbreite der Fintech-Produkte gilt.

Fintech verändert die Möglichkeiten privater Anleger

Die Entwicklungen auf dem Fintech-Markt der letzten Jahre haben einiges in der Finanzwelt verändert. Ob und in welchem Maße Sie die Möglichkeiten der digitalen Finanzen für sich nutzen, bleibt eine individuelle Entscheidung. Es steht jedoch fest: Verbraucher sind durch die Digitalisierung heute unabhängiger, sie können Produkte vergleichen, sich passgenau informieren, ihre Finanzen planen und haben leichteren Zugang zu vielfältigen Investitionsmöglichkeiten. Es bleibt also spannend, welche weiteren Entwicklungen die Fintech-Branche in der Zukunft bereithält – und welche Möglichkeiten dem privaten Nutzer damit eröffnet werden.

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelreihe. Welche Möglichkeiten die neusten Fintech-Entwicklungen für Ihre Budgetplanung und Finanzverwaltung bereithalten, erfahren Sie im ersten Teil der Serie.