Beziehung und Finanzen: Welches Kontomodell passt zu uns?

Geld und Romantik, das mag für die meisten nicht unbedingt zusammen gehören. Trotzdem sollten Paare offen über ihre Finanzen sprechen, denn in zwei Dritteln aller Beziehungen ist Geld ein regelmäßiges Streitthema. Schon die Aufteilung alltäglicher Kosten – abseits von langfristigen Projekten wie Geldanlage und Altersvorsorge – führt häufig zu Diskussionen. Um das zu vermeiden, gibt es unterschiedliche Lösungen.

Zu Beginn einer Beziehung spielt das Thema Geld meist noch keine große Rolle. Spätestens wenn es darum geht, den ersten gemeinsamen Haushalt zu führen, ändert sich das aber. Jetzt stehen Paare vor der Frage, wie sie das Thema Finanzen gemeinsam angehen möchten. Urlaube, Wohnungsmiete, Hausbau oder sogar gemeinsame Kinder erfordern gemeinsame finanzielle Entscheidungen. Diese zu treffen ist keine leichte Aufgabe. Die wenigsten Paare sind in Fragen Finanzverwaltung zu hundert Prozent einer Meinung. Diskussionen und Konflikte rund um das liebe Geld sind oft vorprogrammiert.

Unterschiedliche Haltungen zu Geld als Konfliktgrund

Die meisten Meinungsverschiedenheiten bezüglich Geld beruhen dabei auf ähnlichen Gründen. Zum einen sorgen ungleiche Verdienste oft für Konfliktpotential. Verdient einer der Partner deutlich mehr als der andere, kann das im gemeinsamen Alltag zu Problemen führen, etwa wenn einer der beiden den Lebensstandard des anderen nicht mittragen kann. Häufiger wird allerdings die unterschiedliche Einstellung zum Thema Geld und Sparsamkeit zum Streitpunkt.

Besonders oft diskutieren Paare über das Haushaltsbudget und die Frage, welche Ausgaben sinnvoll sind und welche nicht. Auch spielt oftmals eine schlichtweg unterschiedliche Wertschätzung von Geld oder ein anderes Bedürfnis nach finanzieller Absicherung eine Rolle. Ist einem der Partner das Thema Sparsamkeit sehr wichtig, während beim anderen das Geld eher locker sitzt, führt das zwangsläufig zu Konflikten. Im Hinblick auf eine gemeinsame Rentenvorsorge, mögliche Arbeitslosigkeit, dem Erwerb von Immobilien und der Geburt gemeinsamer Kinder wird die Frage nach einem gemeinsamen Finanzmanagement jedoch unausweichlich.
Paare sollten offen über Finanzen sprechen

Auch wenn es oft heißt ‚über Geld spricht man nicht‘: Damit das Verwalten des gemeinsamen Geldes funktioniert und Streitigkeiten erst gar nicht aufkommen, sollten Paare genau das tun. Nur wer offen über das Thema Geld spricht, kann sich in die Lage des anderen versetzen und Kompromisse schließen. Das betrifft natürlich insbesondere große finanzielle Themen wie Altersvorsorge, Geldanlage oder Immobilien. Doch dafür muss die gemeinsame Grundlage stimmen. Schon die alltäglichen Ausgaben für Fixkosten, Lebenshaltungskosten und Freizeitausgaben führen in vielen Partnerschaften zu Konflikten. Um langfristig gemeinsame Entscheidungen zu treffen, sollten Paare daher als Ausgangsbasis eine Lösung finden, die zu ihnen und der aktuellen Situation passt. Dabei stehen im Grunde drei Kontoführungsmodelle zur Auswahl: ein einziges, gemeinsames Konto, zwei separate Konten, oder eine Mischform, bei der zum jeweils eigenen Konto der Partner ein gemeinschaftliches hinzukommt.

Ein Konto für alles – der Klassiker

Die klassischste Lösung insbesondere für verheiratete Paare war wohl lange Zeit die eines einzigen, gemeinsamen Girokontos. Hier gehen alle Geldeingänge ein, und alle Zahlungen ab. Besonders geeignet ist diese Variante für Paare mit sehr unterschiedlichen Gehältern oder bei denen nur einer verdient – etwa weil der andere in Erziehungszeit ist. Das gesamte Geld ist also gemeinsames Geld und beide Partner können frei darauf zugreifen. Sind die Einstellungen zu Sparverhalten und Ausgaben ähnlich, ist diese Lösung praktisch. Fixkosten gehen direkt vom gemeinsamen Konto ab, jegliche Anschaffungs- und Rechnungskosten werden gemeinsam beglichen.

Kommt es allerdings immer wieder zu Streitigkeiten, weil am Ende des Geldes noch so viel vom Monat übrig ist, empfiehlt es sich, die Ausgaben für einige Zeit zu dokumentieren. Ein festgelegtes Budget für beide Partner kann helfen, den Überblick über die Kosten zu behalten.

Zwei Konten – gemeinsame Abrechnung

Falls es dennoch häufig zu Streit kommt, weil beide etwa unterschiedliche Ansichten zum Thema Sparsamkeit haben, können getrennte Konten eine Lösung sein. Zu Beginn einer Beziehung der Normalfall, aber auch eine Option für Langzeitpaare und Verheiratete: Jeder der beiden Partner führt sein eigenes Girokonto weiter, auf das die jeweiligen Geldeingänge gehen. Gemeinsame Ausgaben wie Miete, Fixkosten und größere Anschaffungen werden geteilt. Ob ‚Halbe-halbe‘ oder zu unterschiedlichen Anteilen – etwa weil einer der beiden deutlich mehr verdient als der andere – das entscheidet jedes Paar individuell. Zusätzlich kann eine gemeinsame Haushaltskasse mit Bargeld praktisch sein, um alltägliche Ausgaben für Lebensmittel und Ähnliches zu begleichen.

Über den Betrag, der nach Abzug der monatlichen Ausgaben übrig bleibt, kann jeder dann selbst frei entscheiden. Ob er rigoros ausgegeben oder komplett gespart wird, bleibt jedem der Partner selbst überlassen. Ständiger Streit rund um Ausgaben fernab der monatlichen fixen Kosten können somit vermieden werden, denn jeder entscheidet selbst, wohin sein übriges Geld fließen soll. Allerdings sollten sich Paare vorher überlegen, wie sie den Zugriff für den jeweils anderen regeln wollen. Eine Vollmacht für den jeweils anderen Partner kann sinnvoll sein, falls einer der beiden etwa wegen Krankheit oder andere Umstände nicht auf sein Geld zugreifen kann. Die Vollmacht muss in jedem Fall extra erteilt werden. Auch wenn ein Paar verheiratet ist, kann der Partner sonst nicht auf das Konto des anderen zugreifen.

Achtung: Auch wenn beide Partner frei über ihr Geld verfügen, sollten Sie, was die gemeinsame Zukunftsabsicherung angeht, dennoch ein übergeordnetes Konzept vereinbaren. Eine Ehe bleibt schließlich auch eine Wirtschaftsgemeinschaft – und hat einer der beiden gar nicht für das Alter vorgesorgt, betrifft das zwangsläufig später auch den anderen. Werden die vereinbarten Sparbeträge gleich zu Beginn des Monats vom gemeinsamen Konto abgebucht, können Sie gemeinsam vorsorgen. Den Rest des Geldes kann dennoch jeder frei verwalten.

Drei Konten – meins, deines, unseres

Eine Lösung die beide der oben genannten Modelle vereint: Beide Partner behalten zwar ihr eigenes Girokonto, zusätzlich führen sie aber ein drittes, gemeinschaftliches Konto. Entweder gehen die jeweiligen Geldeingänge also weiterhin auf das jeweils eigene Konto der beiden Partner. Zusätzlich überweist jeder einen festgelegten Teil auf das dritte Gemeinschaftskonto. Von diesem werden dann die gemeinsamen Ausgaben bezahlt. Was von den monatlichen Einnahmen übrig bleibt, behalten beide Partner zur freien Verfügung auf dem jeweils eignen Konto. Das Modell ist natürlich auch in umgekehrter Reihenfolge denkbar: die Gehälter gehen direkt auf das Gemeinschaftskonto, von dem die monatlichen Kosten abgehen. Was übrig bleibt geht zu jeweils gleichen Teilen auf die individuellen Konten der Partner.

Das Drei-Konten-Modell ist also ein Mittelweg: jeder der Partner behält durch das eigene Konto ein Stück Eigenständigkeit, das Begleichen der gemeinsamen Kosten ist durch das dritte Konto jedoch übersichtlich geregelt. Gerade wer komplexere gemeinsame Ausgaben zu managen hat, wie etwa Paare mit Kindern, hat damit eine praktikable Lösung zur Hand.

Auch in diesem Fall empfiehlt es sich, für den Ernstfall vorzusorgen und den Zugriff des jeweils anderen Partners auf das eigene Konto durch eine Vollmacht zu ermöglichen.

Gemeinsames Konto: ‚Und‘ oder ‚Oder‘?

Eine weitere Frage, die sich Paare mit einem gemeinsamen Konto – sei es als einziges Konto, sei es als Teil des Drei-Konten-Modells – stellen müssen: Soll es sich bei dem Gemeinschaftskonto um ein so genanntes Und- oder Oder-Konto handeln? Auf Und-Konten kann prinzipiell nur zu zweit zugegriffen werden. Jede Überweisung, jeder Dauerauftrag und weitere Transaktionen erfordern die Zustimmung beider Kontoinhaber. Das hat den Vorteil, dass beide stets genau über die Bewegungen auf dem Konto informiert sind. In der Praxis ist diese Handhabung allerdings nur schwer durchzusetzen. Schließlich kann keine Behebung am Bankomat ohne die Zustimmung des zweiten Partners durchgeführt werden.

Für den Alltag bietet sich daher die ‚Oder‘-Variante an. Hier kann jeder der Kontoinhaber auch einzeln auf das Konto zugreifen, ohne dass vorher die Zustimmung des zweiten Inhabers vorliegen muss. Dieses Vorgehen erfordert natürlich auch ein gewisses Vertrauen – schließlich haften im Falle etwa einer Überziehung des Kontos auch beide Inhaber gemeinschaftlich. Dennoch bleibt die ‚Oder‘-Lösung als Alltagslösung die mit Abstand am häufigsten gewählte Option von Paaren.

Finanzen gemeinsam zu verwalten ist keinen leichte Aufgabe, und Meinungsverschiedenheiten gehören dazu. Regelmäßige Streitereien jedoch nicht. Paare, die offen über das Thema Geld und Finanzen reden, können gemeinsam eine für sie passende Lösung finden. Dazu gehört auch, Kompromisse zu machen und auf die finanziellen Vorstellungen des Partners einzugehen. Ändern sich die Umstände – etwa wenn einer der beiden mit der Kindererziehung beschäftigt ist – sollten frühere Absprachen nochmals überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. So können Paare den Alltag auch finanziell gemeinsam bestreiten, und unnötige Auseinandersetzungen vermeiden.