Binäre Optionen in der EU verboten

Gefährliche Wetten auf Börsenkurse

Eine Zeit lang wurde er als schnelle, einfache und vor allem renditestarke Alternative zur klassischen Aktienanlage gepriesen: Der Handel mit binären Optionen. Doch hinter dem als einfach dargestellten Produkt verbirgt sich eine riskante Spekulation, die zu hohen Verlusten führen kann. Außerdem tummeln sich Betrüger im Markt. Seit 2018 sind binäre Optionen für Privatkunden verboten.

Binäre Optionen sind eine risikoreiche Handelsart mit Finanzderivaten. Nicht umsonst wird der Handel mit binären Optionen häufig mit Wetten oder Glücksspiel verglichen. Wer mit binären Optionen handelt, setzt auf steigende oder fallende Kurse. Binäre Optionen sind keine Aktien oder Wertpapiere, die an einer Börse gehandelt werden. Sie sind stattdessen eine Vereinbarung mit einem Handelspartner – in den meisten Fällen einem Broker –, mit dem die Rahmenbedingungen für die „Wette“ festgelegt werden.

Was sind binäre Optionen?

Im Grunde läuft der Handel auf folgendes hinaus: Der Spekulant setzt auf ein bestimmtes Ereignis, zum Beispiel: Der DAX wird an diesem Tag eine bestimmte Marke unterschreiten. Tritt das Ereignis ein, macht der Trader entsprechend des angebotenen Hebels Gewinn. Tritt das Ereignis nicht ein, verliert der Spekulant aufgrund der speziellen Handelssystematik der binären Optionen den gesamten Einsatz. Trotz der möglicherweise hohen Verluste, erlebten binäre Optionen einen schnelle Beliebtheitsaufschwung. Das vermeintlich einfache Prinzip machte den Handel mit binären Optionen auch für viele Privatanleger attraktiv. Sie erliegen dem Irrtum, dass ein tieferes Börsenwissen nicht notwendig ist, um schnell Gewinne zu erzielen.

Reich werden mit binären Optionen? Chancen und Risiken

Der Handel mit binären Optionen ist extrem riskant. Bis hin zum Totalverlust ist alles möglich. Die zwei Optionen – Ereignis tritt ein oder nicht – bedeuten für den Spekulanten eben auch: Hopp oder Top, Gewinn oder Verlust. Im Englischen ist die Formulierung „Cash or Nothing“ gebräuchlich. Ein Dazwischen gibt es nicht. Für Anleger bedeutet das, dass die alte Börsenregel, laut der nur mit Geld gehandelt werden sollte, dessen Verlust man verschmerzen kann, hier umso mehr gilt.

Tipp: Eine Geldanlage an der Börse ist immer ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Es gibt jedoch Produkte, die deutlich risikoärmer sind als binäre Optionen. Mehr zum Thema in unserem Ratgeber Geldanlage an Börse und Co.: Diese Risiken gibt es.

Verlockend sind die „Quoten“ – um im Wettjargon zu bleiben –, die Broker Spekulanten anbieten. Bei binären Optionen wird bereits bei Auftragserstellung ersichtlich, wie viel Gewinn im Falle des eintretenden Ereignisses möglich ist. Meist wird dies in Form einer Prozentzahl angeben. Liegt der sogenannte Payout zum Beispiel bei 79 Prozent, so erhält man bei einem Einsatz von 100 Euro im Falle einer richtigen Kurseinschätzung 179 Euro. Eine Rendite von 79 Prozent ist mit den meisten Formen der Geldanlage in so kurzer Zeit nur schwer zu erreichen. Allerdings steht dem im Falle einer Falscheinschätzung ein Totalverlust des Einsatzes, im Beispiel also 100 Euro, gegenüber.

Aus diesen Daten lässt sich auch sehr schnell berechnen, dass man überdurchschnittlich oft richtig liegen muss, um Gewinne mit binären Optionen zu machen. Setzt ein Spekulant 10 Mal und liegt davon jeweils 5 Mal richtig und 5 Mal falsch, ergibt sich nach dem oben genannten Beispiel ein Gewinn von 395 Euro und ein Verlust von 500 Euro. Um überhaupt in die Gewinnzone zu kommen, müssen im Beispiel 7 von 10 Tipps richtig sein. Auf diese Weise relativieren sich die enormen Gewinnchancen der einzelnen Options-Transkation, denn entscheidend ist, dass man am Ende einer Handelsperiode im Plus ist – gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass dazu eine Erfolgsquote von 70 Prozent notwendig ist.

Hintergrund: Neben den schlechten Gewinnchancen ist ein weiteres Problem, dass viele Anbieter von binären Optionen grundlegend betrügerisch vorgehen und sich durch ein kompliziertes Firmengeflecht den europäischen Finanzaufsichten entziehen.

Gewinne binäre Optionen: Strategie oder Glück?

Online findet man tausende Strategien für binäre Optionen, die schnelle Erfolge versprechen. Auch jetzt noch, nachdem binäre Optionen in der EU verboten worden. Diese Strategien sollte man mit Vorsicht genießen. Letztlich unterliegen Kurse immer diversen Schwankungen und werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Statistische Varianten, Trendindikatoren oder Zufallsprinzip – alle Möglichkeiten können funktionieren oder eben nicht. Die Märkte sind stets im Fluss und niemand kann alle Aspekte berücksichtigen. Entsprechend unrealistisch sind die meisten „einfachen“ Strategien, die im Internet angeboten werden. Zwar sind die Wahlmöglichkeiten auf zwei begrenzt, nämlich steigender oder fallender Kurs, dies ändert aber nichts an der Komplexität des Basiswertes, der der binären Option zugrunde liegt.

Für Menschen, die ihr Glück oder strategisches Können an binären Optionen versuchen wollen (und keine Privatkunden sind), ist daher ein Punkt wichtig: Mit Verlusten rechnen! Ein ausgefeiltes Money-Management ist gerade im hochspekulativen Sektor unerlässlich, ebenso wie realistische Risikoeinschätzungen.

Mit Glück, Strategie und Vorsicht handeln

Wer als institutioneller Anleger das Risiko schätzt, hat mit binären Optionen eine einfach erscheinende Handelsform. Die versprochenen Werbeaussagen, dass jeder einfach und ohne Vorkenntnisse schnell Geld mit binären Optionen verdienen kann, stimmen nicht. Um in der Gewinnzone zu bleiben, müssen durchschnittlich mehr als zwei Drittel der Einschätzungen zum Kursverlauf richtig sein. Dies ist ohne Marktkenntnisse und etwas Glück in der Regel nicht möglich. Mit einem ausgefeilten Money- und Risikomanagement versehen, können erfahrene Anleger aber mitunter dennoch positive Ergebnisse erzielen beim Handel mit binären Optionen. Wie aber bereits erwähnt, gelten diese Hinweise nur für institutionelle Anleger. Privatanlegern ist der Handel mit binären Optionen seit Juli 2018 durch die ESAM, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, ohnehin verboten.

Anleger, die lieber in sicherere Handelsarten investieren möchten, sind mit den klassischen Aktien oder aber ETFs besser beraten. Insbesondere Letztere bieten auch Anfängern einen leichten Einstieg in die Börsenwelt mit geringeren Verlustrisiken. Um diese Anlagemöglichkeiten zu nutzen, sind auch keine spezialisierten Anbieter notwendig, sondern es genügt ein klassisches Depot bei einem Online Broker.

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